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Hans Reichenfeld:
Bewegtes Exil

Autobiographie
Wien 2010


240 Seiten, 12 x 20 cm
Broschur

2010. 240 S. Euro 21,-/ SFr 31,50  . ISBN 978-3-901602-40-Verlag der Theodor Kramer Gesellschaft (Buchreihe „anders erinnern“, Band 4)

Zum Buch:

SSeit Sonntag, dem 4. September 1932, führt der junge Wiener Jude Hans Reichenfeld Tagebuch. Seine Erinnerungen sind vor allem auch aus diesem Grund so lebendig geraten. Früh sensibilisiert für die Ungerechtigkeiten der Welt, den Mädchen zugetan und anderen Genüssen, aus heiterem Himmel ins kalte Wasser geworfen, bricht Reichenfeld 1938 ins Exil, in eine ungewisse Zukunft auf. Erstaunlich selbständig, behält er in fast jeder Situation das Heft in der Hand, verschwendet er keine Zeit mit Sich-selbst-Bedauern, schaut er – beileibe kein tadelloser, unfehlbarer Held – stets nach vorne, aktiv im persönlichen Leben und engagiert im Politischen.
Hans Reichenfelds Autobiographie wurde von Katharina und Ludwig Laher ins Deutsche übertragen.

 

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Kritikerstimmen:

Ein riesengroßer Koffer, vollgepackt mit feinsäuberlich zusammengefalteten Hemden, Socken und ein Tagebuch. Jedes Kleidungsstück ist mit einem kleinen Namensetikett versehen: Hans Reichenfeld. Das Gepäckstück, eine Schachtel Schokolade und ein selbstgebackener Strudel sind die einzigen Dinge, mit denen der Schüler im Jahr 1938 am Wiener Westbahnhof in den Zug nach England einsteigt. Der damals 15-Jährige war eines von 10.000 jüdischen Kindern aus Österreich, Deutschland, Polen und der Tschechoslowakei die bis 1939 von ihren Eltern getrennt und aus dem Heimatland gebracht wurden. Vergangene Woche kam Reichenfeld, der mittlerweile in Kanada lebt, im Alter von 91 Jahren ein letztes Mal in seine Geburtsstadt. Als Siebenjähriger beginnt Reichenfeld, ein Tagebuch zu führen. Zu Beginn schreibt er Gedanken über Freunde oder Lehrer nieder. In seiner Jugend befasst er sich zunehmend mit gesellschaftspolitischen Fragen. (...) 1941 kehrt er nach England zurück und engagiert sich bei der Organisation Young Austria. Dort lernt er den Lyriker Erich Fried und Herbert Steiner, der später das Dokumentationsarchiv des Österreichischen Widerstands gründet, kennen. Zu diesem Zeitpunkt dürfen Österreicher noch nicht ins britische Militär eintreten. "Wenn ich nicht den Dienst an der Waffe leisten konnte, dann wollte ich wenigstens gute Propaganda machen", erinnert er sich. Gemeinsam mit Fried machte er Radiobeiträge und schickte Propagandaschriften an die BBC. Zwei Jahre später war die Angst vor Spionage vergessen, und Österreicher konnten sich freiwillig zu den Streitkräften melden. Reichenfeld will zur Royal Air Force, wird allerdings nicht als Pilot eingesetzt. Er wird Funkmechaniker im Radiodienst. Mit 22 lernt er eine Frau namens Ragga kennen. Eine Woche später heiraten sie.Nach Kriegsende möchte Reichenfeld nach Österreich zurückkehren, scheitert aber an der österreichischen Politik. Reichenfeld studiert bis 1957 Medizin, wird wie sein Vater Arzt und zieht nach Kanada, wo er heute noch lebt. Er arbeitet bis 2009 als Psychiater und Universitätslehrer in Ottawa.In Kanada lernt Reichenfeld den österreichischen Schriftsteller Ludwig Laher kennen, es entsteht eine innige Freundschaft. Laher übersetzt Reichenfelds Biografie "Bewegtes Exil: Erinnerungen an eine ungewisse Zukunft", die sich an den Tagebüchern seiner Jugend orientiert, ins Deutsche.

(Oona Kroisleitner, DER STANDARD)

Im Jahre 2007 hat Univ.-Prof. Dr. Hans Reichenfeld seine Autobiographie "On the Fringe" in Ottawa veröffentlicht. Grundlage waren seine seit Kindestagen geführten Tagebücher, die wohl ein einzigartiges Dokument von Vertreibung, Exil und Bewährung im Gastland darstellen. Schwerpunkte seiner Erinnerungen sind die frühen Jahre in Wien, seine Exilzeit in Großbritannien mit einer Schilderung des regen Exillebens in London, der Internierung als "Enemy alien" auf der Isle of Man, die vorübergehende Deportation nach Kanada und der mühsame Weg zur Begründung einer neuer Existenz in England und später wieder in Kanada. Für Hans Reichenfeld ist es ein leidenschaftliches Anliegen, dass seine Erinnerungen nun auch in Österreich in deutscher Sprache erscheinen können.

(nationalfonds.org)

Hans Reichenfeld war 15 Jahre alt, als er aus Wien fliehen musste. Der heute 92-Jährige hat in Kanada ein neues Leben begonnen und Karriere als Arzt und Psychiater gemacht. Vor 77 Jahren, in der Nacht vom 9. auf den 10. November 1938, begann mit den Novemberpogromen im Deutschen Reich die systematische Verfolgung, Enteignung und Vernichtung der jüdischen Bevölkerung. Hans Reichenfeld wurde aus dem Akademischen Gymnasium geworfen und konnte mit einem Kindertransport nach England entkommen. „Auf die Reise gaben mir meine Mutter und meine Tanten Wiener Schnitzel und Apfelstrudel mit“, erinnert er sich. Damals konnte er nicht ahnen, dass es ein Abschied für immer war.

(orf.at)