feuerstunde
Gedichte
Klagenfurt 2007


72 Seiten, broschiert
€ 12,95, SFr 21,70
ISBN: 3-85129-719-5
Wieser Verlag
(Neuausgabe von 2003)

Zum Buch:

lnspiriert von den jüngsten atavistischen Geschehnissen in Südosteuropa, leistet sich der Autor im ersten von drei Lyrikzyklen eine sprachlich wie inhaltlich beispiellos radikale Auseinandersetzung mit dem Phänomen Gewalt und ihren medialen Inszenierungen. Dem sprachlichen Urgestein Alliteration entlockt Ludwig Laher im Mittelabschnitt Anagramme, die weit über eine bloße Ansammlung von beliebigem Sprachmaterial hinausgehen. So entstehen einerseits archaische Stimmungsbilder von großer Eindringlichkeit, aber auch irrwitzige Wortneuschöpfungen. Im letzten Abschnitt finden sich dann allerlei Momentaufnahmen. Einzelnen Versuchen, gesellschaftliche Umwälzungen und ihre Auswirkungen auf das Individuum zu reflektieren, Beurteilungen zu wagen, stehen mehrheitlich stille Texte gegenüber, die – oft scheinbar fragmentarisch – ein zweifelndes Ich in seinen Abständen vom umtriebigen Rest der Welt und den daraus resultierenden Zuständen festmachen.

feuerstunde neu


Kritikerstimmen:

ledes einzelne dieser sechzig Gedichte verblüfft und erwischt den Leser, durch die jeweilige Aussage ebenso wie dank einer Sprache, die es schafft, alte Wortbilder aufzubrechen und neue Bedeutungen anzubieten. (...) Der rote Faden ist dabei unverkennbar Lahers ausgeprägte Sprach- und Formulierungskunst. (...) 19 Anagrammgedichte finden sich in diesem Buch. Sie sind nicht nur originell, sondern oft auch verblüffend stimmig. So wird zum Beispiel aus "zahn der zeit" "zaeh ritzend". (...) Was Ludwig Laher mit diesem Buch auch zeigt, Lyrik kann sowohl Spaß machen wie berühren, sie ermöglicht es, Neues in Bekanntem zu entdecken, und sie findet Worte für das Unsagbare.

(Karin Buttenhauser, ORF)

leine Version des Johannes-Evangeliums (...) demonstriert, von welch wertvollem Gehalt konventionelle Lyrik sein kann. "im anschlag war das / gewehr und das gewehr / war auf einem hügel", schreibt Laher, "von dort fadenkreuzigte er einen / (...) / und er sah daß es geil war und / brach das brot und soff den schnaps." So lange Laher den Krieg auf dem Balkan bearbeitet, wirken Lentz' Texte wie Bastelarbeiten aus dem Kindergarten der Poesie.

(Martin Droschke, Falter)

ln drei Zyklen konfrontiert sich hier ein risikobereiter Verstand mit dem Phänomen der Gewalt und seiner Inszenierung. Schockierend und erhellend, was anagrammatische Arbeit an den Begriffen und nüchterne Ehrlichkeit hervorbringen. In Zeiten wie diesen eine notwendige Lektüre.

(Helmut Sturm, Salzburger Nachrichten)

lie das Grauen in Sprache gießen? Ohne es zu verharmlosen? Ohne durch die Sprache den Blick auf die Opfer zu verstellen? Allenfalls noch durch Poesie. Kleinste Lautverschiebungen, aus "Bestialitäten" werden "berstialitäten", festgehalten von einem "kriegsberichterstotter". (...) Höchst konzentriert auch die Arbeit Lahers im zweiten Teil. Anagramme, zum Teil verblüffende Wortneuschöpfungen, aus "samt und sonders" wird "massenttodsrund", wird "rassentodsmund".

(Christian Pichler, Oberösterreichische Nachrichten)

ln dem im Frühjahr 2003 erschienenen Gedichtband "feuerstunde" thematisiert Ludwig Laher einen "klimawandel" (S.59) in der Gesellschaft, der auf "dreckige wortschwälle" und "sprachgeröll" zurückzuführen sei, also auf einen vor allem katastrophal medienverseuchten Umgang mit der Sprache. Am Ende des Texts wird die Frage nach dem Verbleib "freiwilliger helfer" aufgeworfen, die wie nach einem Murenabgang für geistige Aufräumarbeiten sorgen sollen. Das ist nicht zuletzt als ein Appell zu verstehen, endlich mehr gesellschaftspolitische Macht an die Poeten zu delegieren.

(Arno Rußegger, literaturhaus.at)

las Buch trägt den Untertitel "gedichte aus nah und inferno", es beginnt mit einer Genesis aus dem Miltitärischen heraus, das und heute erneut näherrückt: "im anschlag war das / gewehr und das gewehr / war auf einem hügel". Der Doppelmoral der Täter, die "die unschuld / von ihren händen waschen" (immerhin im Enjambement) stehen ungewöhnlcihe Zusammensetzungen gegenüber, die Schrecken und Grausamkeit verstärken wie "urangeschoßverdauungsgestört". Die Lektüre zwinge in die Schrecken der Bilder, beobachtet Petra Ganglbauer und schätzt ein "radikales und mutiges sprachliches, politisches und sozialkritisches literarisches Vorgehen".

(Kleus Zeyringer, Volltext)