Kritikerstimmen:
ach
seinem Roman "Herzfleischentartung" über ein NS-Arbeitslager, nach
ungewöhnlichen Künstlerbiographien (...) hat der oberösterreichische
Autor Ludwig Laher nun ein sehr persönliches Buch über eine
Vater-Sohn-Beziehung geschrieben, keine Abrechnung, sondern einen
berührenden Monolog, gerichtet an den toten Vater. (...) Folgen, so der
vieldeutige Romantitel, verweist einerseits auf das Verfolgen dieser
eigenen Lebensgeschichte zurück in die Kindheit, aber auch auf das
Befolgen der letzten väterlichen Bitte, er, der Sechsjährige möge doch
jetzt der Herr im Haus sein und die Verantwortung für die Mutter und die
kleine Schwester übernehmen.
(Doris
Glaser, Österreich 1)
ücher
über die eigene Kindheit stellen an den Autor hohe Anforderungen im Umgang
mit der Erzählperspektive. Ist es der 47-Jährige, der da aus großer
Distanz zurückblickt, oder erleben wir die erzählte Welt aus der
Perspektive des Kindes? Ludwig Laher hat sich für eine Teils-teils-Lösung
entschieden. Das ist nicht ohne Risiko, aber Laher meistert diese Aufgabe
sehr überzeugend. Und nicht nur diese. "Folgen" ist ein stilistisch
schönes und intelligentes Buch, dem auch die menschliche Reife seines
Verfassers zu entnehmen ist. Ludwig Laher meldet Kritik an, ohne die
Menschen zu diffamieren, die ihm einmal nahe waren. Er versucht sie aus
ihrer üblichen menschlichen Begrenztheit zu begreifen, ohne sie zu
rechtfertigen oder gar zu verklären. Und er entwirft - ausgehend von der
Geschichte des Linzer Kindes, das er einmal war - eine
alltagsgeschichtliche Skizze der Fünfziger- und Sechzigerjahre, die das
Buch nicht nur zu einem Lesevergnügen, sondern auch zur informativen
regionalgeschichtlichen Quelle machen.
(Christian
Schacherreiter, Oberösterreichische Nachrichten)
aher,
der zuletzt mit den wohlrecherchierten Romanen
"Herzfleischentartung" und "Aufgeklappt" Aufmerksamkeit erregte, hat also
einen Vaterroman geschrieben, der gerade im Sterben des Vaters nach den
Bedingungen für das Leben des Sohnes forscht. Von vielen Vaterromanen der
letzten Jahre unterscheidet "Folgen" sich angenehm dadurch, dass Lahers
autobiografischer Ich-Erzähler dem Vater nicht selbstgerecht den
nachgetragenen Prozess macht. Dabei geht es auch dieser Sohn keineswegs
unkritisch an, tadelt er den Vater doch für mancherlei; etwa für die
Feigheit, mit der er Problemen stets aus dem Wege ging, was übrigens dazu
führte, dass seine Familie nahezu unversorgt hinterblieb. (...) Die Mutter
bewahrte ihm gleichwohl bis zu ihrem eigenen Tod, vier Jahrzehnte später,
ein geradezu verliebtes Angedenken. Der Sohn erkennt, dass er seine und
die Geschichte des Vaters nicht begreifen kann, ohne diese unbegreifliche,
über den Tod hinaus beständige Liebe zu würdigen. Aus dem Vaterroman wird
so ein Mutter-, ein Liebesroman, den Laher mit gleich viel Dezenz wie
insistierendem Interesse an den Eltern erzählt. Es ist merkwürdigerweise
dieser kritische Respekt, der den Sohn befähigt, nicht in der Abhängigkeit
des Gehorsams oder der Empörung zu verharren, sondern sich von den Eltern
zur eigenständigen Persönlichkeit zu emanzipieren. Diszipliniert versagt
Laher sich alles Spektakuläre, die grossen Gesten der Anklage und
Empörung, die skandalträchtigen Enthüllungen, den expressiven Stil des
gekränkten Kindes, das den Eltern endlich doch dahinterkommt, dass sie
weder Engel noch Helden waren. Ruhig, reflektiert, präzise wird
stattdessen eine Kindheit in der österreichischen Provinz erzählt, von den
fünfziger und sechziger Jahren, die aus der Not des Nachkriegs nur langsam
zur Prosperität führten - und von der Trauer um einen widersprüchlichen
Menschen, der in seiner Familie gerade dadurch präsent blieb, dass er ihr
fehlte.
(Karl-Markus Gauß, Neue Zürcher Zeitung)
it der
heimischen Zeitgeschichte hat sich der gebürtige Linzer Ludwig Laher schon
immer intensiv auseinandergesetzt. Kein Wunder also, dass der 49jährige
Autor in seinem jüngsten Roman "Folgen" vor allem die 1950er- und
60er-Jahre thematisiert. Er zeichnet ein detailgetreues Bild der damaligen
Alltagsgeschichte mit all ihren spießbürgerlichen Erscheinungsformen.
Laher schildert das Erwachsenwerden aus unterschiedlichen Blickwinkeln.
Kurz bevor der Vater stirbt, bürdet er dem Sohn noch die Verantwortung für
das Familienwohl auf. Laher vermeidet aber simple Denunziationen und
vorschnelle Verurteilung der Elterngeneration ebenso wie unkritische
Verklärung.
(Gerhard
Dorfi, DER STANDARD)
ahers Folgen erzählen vom schwierigen Handwerk des Lebens, um mit
Cesare Pavese zu reden. (...) Ludwig Lahers jüngster Roman teilt weder die
Larmoyanz von Kafkas Brief an den Vater noch Niklas Franks
Vater-Demontage. Er nimmt den Älteren, dem er nun in Augenhöhe begegnet,
bei der Hand und beginnt, von früher zu erzählen. In der postumen
Auseinandersetzung ergreift der einst passiv Erduldende die befreiende
Initiative und verschafft sich schreibend Klarheit über vergangene
Geschehnisse. Folgen erscheint in dieser Sicht als fulminantes
Plädoyer für die Eigenverantwortlichkeit und den unzerstörbaren
Glücksanspruch des Einzelnen. Manche behaupten, die Vergangenheit höre nie
auf. Andere sagen, es gebe Auswege aus ihr. Lahers berührende Prosa
handelt davon.
(Walter
Wagner, Literatur und Kritik)
aher ist
ein genauer Beobachter, der Verschwiegenes unaufgeregt bloßlegt. Er
dekonstruiert die (Über-)Lebenslügen und -konstrukte der handelnden
Personen ohne sie zu denunzieren und zeigt, - der Titel des Werks legt
dies bereits nahe - wie sehr Vergangenheit und Gegenwart einander
bedingen. Fast distanziert berichtet er von den Ungeheuerlichkeiten des
Alltags, von denen alle Beteiligten so tun, als wären sie normal. "Magst
du einen Pudding mit Himbeersaft?" (S. 13), fragt die Mutter den Sohn,
nachdem ihm der Vater seinen bevorstehenden Tod angekündigt hat. Laher
erzählt nicht nur die Geschichte des Vaters, der Mutter, des Sohnes (die
Tochter nimmt ungleich weniger Raum ein), sondern zeichnet auch ein
Sittenbild der 50er- und 60er-Jahre. Natürlich werden dabei Heinz Conrads
und "Autofahrer unterwegs" erwähnt - Lahers Verdienst ist es jedoch, nicht
im Name-Dropping stecken zu bleiben, sondern mit wenigen Worten und fern
von Nostalgie bzw. Abrechnung die Lebenshaltung einer Epoche deutlich zu
machen. "Folgen" besticht durch einen ungekünstelten Sprachfluss, den
sparsamen Umgang mit Metaphern und eine persönliche und gleichzeitig doch
auch distanzierte Erzählweise. Ein überaus empfehlenswertes Buch.
(Barbara
Angelberger, literaturhaus.at)
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Geschichte einer Kindheit erzählt Ludwig Laher in seinem neuen Roman
"Folgen". Der in St. Pantaleon lebende Schriftsteller wählt darin
unterschiedliche Blickwinkel, um die ersten 15 Lebensjahre eines
Ich-Erzählers zu schildern. Und dieser Erzähler ist 48 Jahre und damit
gleich alt wie dessen Vater, als dieser an einer schweren Krankheit
stirbt. (...) Laher spannt in seinem Roman einen zeitlichen Bogen, zurück
zu seinen Großeltern in die Zeit des Ersten Weltkriegs und herauf bis ins
Jahr 2004, er zeichnet zudem die zeitgeschichtlichen und psychologischen
Hintergründe der fünfziger und sechziger Jahre sorgfältig und minutiös
nach.
(Hans Peter
Gamsjäger, Braunauer Rundschau)
udwig Lahers klare, unaufgeregte, sehr präzise Sicht
auf die Jahre der Kindheit und Adoleszenz in den späten 50er und 60er
Jahren konterkariert mit dem reflektierenden Bewusstsein des 48jährigen
Erzählers, führt mit sensibler Genauigkeit in das Herkommen des Erzählers
und seiner Generation und liefert dabei auch ein Stück österreichische
Sozial- und Mentalitätsgeschichte. Die formale, inhaltliche und
sprachliche Durchgearbeitetheit des Textes erzeugt seine hohe Poetizität,
bei der jedes erzählte Detail passt, von den Mittwoch-Kasperlsendungen im
Fernsehen oder Heinz Conrads Radiosendung "Was gibt es Neues" beim
sonntäglichen Familienfrühstück bis zur Kälte beim Ministrieren. Der frühe
Tod des Vaters und seine Folgen für das Kind, Angelpunkt des Romans,
bestimmen die unsentimentale Erinnerungsarbeit an einen Buben, der in der
Familie die Rolle des "offiziell eingesetzten Thronfolgers" annehmen muss
und mit "Verpflichtung und Verantwortung, weißem Hemd, Krawatte oder
Mascherl in Vaters umgearbeiteten Anzügen" steckt. Der leise, reflektierte
Ton sorgt für die dichterische Genauigkeit des gesamten Textes.
(Markus Kreuzwieser, Lynkeus)
it "Folgen" ist nun auch Ludwig Laher in die lange
Reihe derjenigen Autoren getreten, die eine als Roman getarnte Schilderung
ihrer Kindheit vorlegen. Da ist man gespannt. Denn mit dem
außerordentlichen Roman "Herzfleischentartung" (2001) über die Geschichte
eines nahe St. Pantaleon (OÖ) gelegnen NS-Arbeitslagers für Sinti und
Roma, in dem Laher auf sehr bemerkenswerte Weise mit Schreibweisen aus der
Sicht der Täter experimentierte, hat er höchst eindrucksvoll demonstriert,
dass er selbst vielfach bearbeiteten literarischen Themen neue Wege weisen
kann. "Folgen" ist, in der Nachfolge Kafkas, eine einziger, langer "Brief
an den Vater", ein literarischer Nachruf an den qualvoll durch Nierenkrebs
verstorbenen Erzeuger. (...) Indem Lahers Buch einen Eindruck davon
vermittelt, mit welchen Vorurteilen und finanziellen Problemen die allein
erziehende Mutter zu kämpfen hat, vermittelt es auch ein anschauliches
Bild österreichischer Sozialgeschichte in den sechziger Jahren.
(Uwe
Schütte, Wiener Zeitung)
lles andere als poppig ist auch Ludwig Lahers bei
Haymon erschienener Roman "Folgen", der die Geschichte eines schwierigen
Erwachsenwerdens aus der Sicht des Sohnes schildert. (...) "Irgendwann
flutscht man in diese Welt, irgendwann nimmt man sie bewusst war,
irgendwann setzt die Erinnerung ein." Mit diesen Worten beginnt eines der
interessantesten Kapitel aus "Folgen", in dem in Proust'scher Manier -
anhand anekdotischer Erzählungen - über Identität, Bewusstsein und
Erinnerung nachgedacht wird. Mit der Erinnerung ist bei Laher (Jahrgang
1955) natürlich auch das Erinnern angesprochen, das aus dem "Niemals
vergessen!" gefolgt ist.
(Nicole Katja Streitler, Falter)
er oö.
Autor Ludwig Laher legt mit „Folgen“ sein bisher persönlichstes und ein
höchst lesenswertes Buch vor. (...) Wie schon in seinen sensiblen
Künstlerbiografien gelingt es Laher, seinen Protagonisten gerecht zu
werden, auch wenn es diesmal um die eigene Familie, ihre
Widersprüchlichkeiten und vor allem auch um das zeitgeschichtliche Umfeld
geht: das Oberösterreich der Fünziger- und Sechziger-Jahre, das bei vielen
Leserinnen und Lesern auch die eigenen Erinnerungen wach werden lässt. So
ist „Folgen“ auch keine selbstgerechte Abrechnung mit dem Vater oder gar
zur Diffamierung geworden. Sondern vielmehr ein — auch sprachlich und
handwerklich — höchst gelungener Versuch, die Schatten einer schwierigen
Kindheit mit literarischen Mitteln aufzulösen und endgültig hinter sich zu
lassen.
(Birgit Thek, Neues Volksblatt)
olgen", der aktuelle Roman des Schriftstellers Ludwig
Laher, wurde sofort nach seinem Erscheinen zu einem großen Erfolg. Seit
zwei Monaten führt das Werk die Bestenliste der Oberösterreichischen
Nachrichten an, Leser wie Kritiker sind gleichermaßen begeistert. "Folgen"
erzählt die Geschichte einer Kindheit, einer Weltaneignung. Der Autor hat
in diesem Roman genau hingeschaut, wie unter gewissen Bedingungen (die für
das Kind eigentlich nicht so gut waren) ein Leben startet. Als
belletristischer Text ist "Folgen" keine Autobiographie, freilich fußt das
Erzählte aber auch im eigenen Erleben des Autors.
(Gerald Ecker, Tips)
in 48-jähriger Ich-Erzähler reflektiert seine ersten
15 Lebensjahre zwischen der Mitte der 50er- und Anfang der 70er-Jahre des
vorigen Jahrhunderts. Er führt dabei einen ständigen Diskurs mit seinem
früh verstorbenen Vater, bis er sich von dessen Bild lösen kann. Diese
Kindheit und Jugend in Linz ist alles andere als unproblematisch, spielt
sich aber trotzdem in familiärer Geborgenheit ab. Die "Folgen", die der
Erzähler analysiert, sind kein "Blick zurück im Zorn", sondern eine
Alltagsgeschichte mit offenbar autobiographischen Bezügen. Sie ist wenig
spektakulär, aber menschlich berührend und dazu noch von literarischer
Qualität.
(Peter Vodosek, ekz-Informationsdienst)
in 48jähriger Ich-Erzähler geht seiner Kindheit nach,
die vor allem durch den Tod des Vaters, als dieser ebenso alt war wie er
jetzt, einen dramatischen Einschnitt erlebte. (...) Der Icherzähler, der
sehr nahe an der Person des Autors angesiedelt sein dürfte, schlägt jedoch
kaum je einen vorwurfsvollen Ton an. Die Eltern, die Großeltern, die Zeit
waren eben so, wie sie waren, scheint er sagen zu wollen. "Folgen" bleibt
auch nicht im Aufrechnen und Aufdecken von Familiengeschichte und
Familiengeheimnissen stehen, wie viele andere "Kindheitsromane". Der Autor
schildert ein detailreiches Stimmungsbild der 50er und 60er Jahre des 20.
Jahrhunderts in Linz. Oft nahezu nebensächlich sind genaue Beschreibungen
von etwa Kinderspielen, Freizeitaktivitäten, Kleidung oder Essen
eingebaut, die dazu angetan sind, bei LeserInnen, welche die Zeit selbst
erlebt haben, eigene Erinnerungen aufsteigen zu lassen.
(Waltraut Kovacic, Literarisches
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