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Verfahren
Roman
Innsbruck / Wien 2011


180 Seiten, 13x 21 cm
Hardcover mit Schutzumschlag


€ 19.90, SFr 30.50
ISBN: 978-3-85218-680-1
Haymon

Zum Buch:

lelena, eine Kosovo-Serbin, wird in ihrer Heimat wiederholt Opfer unvorstellbarer Gewalt. Die geht nicht vom Staat aus, sondern von enthemmten Mitgliedern der Mehrheitsbevölkerung. Schwer traumatisiert, hofft die junge Frau nach zwei Selbstmordversuchen auf einen Neuanfang in Österreich. Dort aber gerät sie in die Mühlen eines unmenschlichen Asylrechts, das seinem Namen nicht gerecht wird.
Seit Monaten prägt das Thema Asyl die öffentlichen Debatten und sorgt nach jedem von den Medien aufgegriffenen Einzelfall für heftige Kontroversen. Ludwig Laher überträgt diese brandaktuelle Thematik auf eine literarische Ebene.
Er erzählt die exakt recherchierte Geschichte Jelenas als roten Faden eines aufwühlenden Romans, in dessen Mittelpunkt das Justizwesen selbst steht, die Welt der Paragraphen und ihrer Anwendung, ein Spiegelbild unserer Verfassung im doppelten Wortsinn: Vielschichtig, mitreißend diskret, erhellend und weit davon entfernt, komplexen Fragestellungen mit einfachen Antworten beikommen zu wollen.

"Verfahren" wurde für den Deutschen Buchpreis 2011 nominiert (Longlist der 20 besten Romane).

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Kritikerstimmen:

Der 1955 in Linz geborene Ludwig Laher erzählt in seinem Roman nicht allein Jelenas Lebens- und Leidensgeschichte, sondern dringt auf vielfältige Weise in das österreichische Asyl- und Fremdenwesen ein, das wie kaum ein anderes Thema hierzulande im Mittelpunkt öffentlicher Debatten steht und sich angesichts steter Neuordnungen auf immer komplexere Weise zeigt.
Der wertvolle Beitrag Lahers hebt die Kontroverse auf eine literarische Ebene und entwirft Lebenswelten, in die sich der auktoriale Erzähler im Wechselspiel sprachlicher Ausdrucksweisen begibt. Kommentare und Reflexionen sowie reportagehafte Darstellungen erzeugen eine unheimliche Dichte. Durch die zeitweise Verwendung des Protokollstils im Sinne Albert Drachs kommt die haarsträubende Logik und Umständlichkeit des Amtsdeutsch zum Tragen. (...) Es ist kein Roman, der sich schnell in einem Zug lesen lässt. Trotzdem kann man sich dem gewaltigen Lesesog, den er auslöst, schwerlich entziehen. Mit Handlungsunterbrechungen hält Laher die Komplexität der Asylthematik vor Augen, erhebt jedoch weder didaktische Ansprüche noch holt er zu einem Rundumschlag gegen Justitias Erbe aus. Das Buch ruft auf subtile Art Empörungslust hervor, die durch Stéphane Hessels Aufsatz Empört euch! wieder en vogue ist. Das klingt moralisch und altmodisch, kann in Zeiten der Fremdenfeindlichkeit aber nicht hoch genug eingestuft werden.

(Sebastian Gilli, DER STANDARD)

Den Titel seines (...) neuen Romans hat der oberösterreichische Autor Ludwig Laher wohl bewusst doppeldeutig gewählt: Im Mittelpunkt steht ein "Verfahren" vor dem Asylgerichtshof. Aber nicht nur die behördliche Behandlung und Bewertung des Schciksals einer serbischen Asylwerberin aus dem Kosovo ist ziemlich verfahren, auch die ganze Thematik. Das Aufeinanderprallen von persönlichen Schicksalen, juristischen Spitzfindigkeiten und politischem Druck, die Gratwanderung zwischen Menschlichkeit und Rechtsstaatlichkeit sowie die Frage, warum moralische Prinzipien dabei leicht auf der Strecke bleiben, wird anhand dreier Erzählstränge so gekonnt thematisiert, dass sich das Buch wie ein literarischer Kommentar zur aktuellen Asyldebatte liest.

(Wolfgang Huber-Lang, APA)

Mit seinen bisherigen Romanen hat Ludwig Laher gesellschaftliche Grauzonen ausgeleuchtet. (...) Was er gefunden hat, bereitet er fein säuberlich zu einer Form von Literatur auf, die sich hart entlang der Dokumentation bewegt. Seine Romane zwingen dazu, einen Teil der Welt anzuschauen, der sonst gern ausgeblendet wird und höchstens in Form plakativer Medienberichte über Einzelschicksale dargestellt wird. (...) Im Wechselspiel der Blickwinkel wirft Laher Schlaglichter auf Schwächen des aktuellen Rechtssystems und die Folgen für jene um Asyl werbenden Menschen, die vom Auge des Gesetzes lediglich als "AW" wahrgenommen werden. Für die schwer traumatisierte jelena aber steht nichts weniger als ihr Leben auf dem Spiel. Der Schwarz-Weiß-Malerei entgeht Laher durch die Vielzahl an Blickwinkeln. Statt am Beispiel eines Einzelfalls zu polarisieren, wie es einige Medien im Umgang mit dem Asylrecht tun, legt er die Fallstricke frei, die Menschen zum Straucheln bringen können. Diese Suche lag auch den beiden zuvor erschienenen Romanen "Und nehmen was kommt" und "Einleben" zugrunde. "Verfahren" ist der Abschluss einer Trilogie, in der ein Europa porträtiert wird, das sich modern nennt, dieses Etikett aber höchstens als Wirtschaftsunion verdient. Was das Soziale angeht, den Umgang der Menschen miteinander, da wirkt dieses Europa beinahe wie ein Entwicklungsland.

(Christina Rademacher, Salzburger Nachrichten)

Solch haarsträubendes Unrecht will Ludwig Laher nicht achselzuckend zur Kenntnis nehmen. Er rekonstruiert die Etappen des Verfahrens und legt die fragwürdigen Mechanismen des Asylgerichtshofs frei. Dabei macht er es sich nicht leicht. Er begnügt sich nicht damit, eine politisch korrekte Position zu beziehen, ersetzt nicht Recherche durch bloße Gesinnung. Laher will sich nicht nur empören, er will auch verstehen, nach welchen Rechtsnormen, mit welchen Verhörmethoden und unter welchen Schwierigkeiten Richter und andere Beamte arbeiten. Der Richter Dr. Zellweger, den Laher zu Wort kommen lässt, ist weder ein Dummer noch ein Böser. Er verteidigt zwar grundsätzlich die Arbeit des Asylgerichtshofs, ist sich aber der menschlichen und strukturellen Mängel bewusst, die Verfahren wie das von Jelena Savicevic zur schrecklichen Farce machen. Laher verdrängt auch nicht, dass es für die Richter oft schwierig ist, Wahrheit von Täuschung zu unterscheiden. Was tun, wenn wichtige Dokumente des Antragstellers fehlen, wenn Aussagen einander widersprechen? Völlige Gerechtigkeit bleibt wohl immer Utopie. Wenn aber offensichtliche strukturelle Mängel nicht beseitigt werden, wenn schlecht ausgebildete Beamte ihre Inkompetenz unbehindert ausleben dürfen, und wenn populistische Stimmungen mehr Anteil an der Urteilsfindung haben als seriöse juristische Arbeit, dann ist scharfe Kritik mehr als angebracht. Ludwig Laher weiß, dass ein dokumentarischer Roman die Probleme nicht lösen wird, aber er kann das Bewusstsein für die schlimmsten Problemstellen schärfen und auf diese Weise Verbesserungen ermöglichen. Voraussetzung wäre halt, dass auch maßgebliche Entscheidungsträger dieses wichtige Buch lesen. Dem Innenministerium sei der Ankauf eines größeren Kontingents empfohlen – als Fortbildungsmaterial für alle zuständigen „Organe“.

(Christian Schacherreiter, Oberösterreichische Nachrichten)

Das ganze Leben wird einem plötzlich auf zwei Buchstaben reduziert. Von nun an ist man ein AW, Asylwerber. Fremd ist man sowieso, traumatisiert auch. Und dann wird man von einer Bürokratie verwaltet, die einen erst gar nicht verstehen, am liebsten so schnell wie möglich wieder aus dem Land haben möchte. (...) Kein Zweifel, Ludwig Laher hat ein eminent politisches Buch geschrieben, einen dokumentarischen Roman, dem Recherchen zugrunde liegen und in dem keine Person erfunden ist. Das macht die Lektüre schwerer, denn plötzlich ist man mit dem Innenleben der Asylproblematik konfrontiert, von dem trotz aufklärender Journalisten und aktiver NGOs relativ wenig nach außen dringt. (...) Laher macht das durch konsequente Innenperspektiven deutlich: wie es etwa am Bundesasylgericht zugeht, wie Asylrechtsfälle bürokratisch abgehakt, wie Bescheide formuliert werden. „Es ist ein fremdes Land. Das Reich der Justiz ist streng hierarchisch organisiert.“ Dazwischen steht die Asylrechtswerberin, an der das Leben vorbeigeht. „Wie bei einer Gefangenen, denkt sie sich, die nicht und nicht erfährt, was sie verbrochen haben soll.“ Dabei will Jelena dem Staat, von dem sie sich Rettung erhofft, nicht zur Last fallen, sie will Krankenpflegerin, ein „nützliches Mitglied der Gesellschaft“ werden. Der Staat bräuchte zwar dringend Pfleger, doch im Asylrecht sind derartige Wägbarkeiten nicht vorgesehen. Und dann noch der „Ermessensspielraum“ des jeweiligen Richters. Und das soll jemand wie Jelena begreifen? Es geht nicht nur um ihre Geschichte, es geht um das Asyl- und Fremdenwesen ganz allgemein, um Asylrichter, Anwälte, Flüchtlingsbetreuer, und es gibt noch weitere Handlungsstränge, die die Hauptgeschichte gezielt unterbrechen. Hier erweist sich der Autor auch nicht als verbindlich, die Kohärenz dieses Textes muss sich der Leser selbst erarbeiten. Kein Roman im herkömmlichen Sinn liegt hier vor, reportagehafte, essayistische Elemente durchbrechen die narrative Ebene. Alles zusammen ergibt ein aufrüttelndes, aufklärerisches Buch.

(Gerhard Zeillinger, Die Presse)

"Verfahren" ist ein doppeldeutiger Titel, das Fremden- und Asylrecht sein brisantes Thema. Wie so oft erzzählt der österreichische Autor Ludwig Laher auch in diesem Buch eine authentische Geschichte. (...) Laher beschreibt Jelenas Schicksal ohne Schwarz-Weiß-Malerei und ohne erhobenen Zeigefinger, was dieses Buch zu einem umso eindringlicheren Pladoyer für einen humanen Umgang mit dem sogenannten Fremden macht. (...). Besonderes Augenmerk legt der Autor auf die Sprache der Vernehmungsprotokolle und Bescheide, eine Sprache, die den Menschen mit seiner spezifischen Geschichte zu einem geschlechts- wie geschichtslosen AW, also Asylwerber, macht, zum Objekt einer Maschinerie, die Recht produziert, aber nicht unbedingt Gerechtigkeit. (...). "Verfahren" von Ludwig Laher ist ein ebenso wichtiges wie verstörendes Buch, und dehalb ganz zu Recht auch auf der ORF--Bestenliste.

(Wolfgang Beyer, ORF)

Viel wird über Asylverfahren geredet, doch nur die wenigsten besuchen die öffentlichen Verhandlungen der Asylgerichte. Der oberösterreichische Schriftsteller Ludwig Laher hat es getan – und ein überzeugendes literarisches Werk über eine Asylwerberin aus Serbien vorgelegt. In lakonischem Protokollstil, der bisweilen an Albert Drach erinnert, entlarvt Laher die Sprache und die Ignoranz einer Bürokratie, die sich selbst das „Fremdenwesen” nennt.

(Florian Klenk, Falter)

Die meisten Österreicher wissen kaum etwas von der Situation der Asylwerber in ihrem Land. Wer etwas darüber wissen will, sollte Ludwig Lahers aktuelles Buch Verfahren lesen. (...) Ludwig Laher macht es sich aber nicht bequem und schildert einfach die traurige Geschichte von Jelena; er lässt in jedem Kapitel eine andere Figur und somit auch einen Anwalt und einen Richter zu Wort kommen. (...) Zusätzlich zu den ausführlich behandelten Fällen und den vielen grob skizzierten Schicksalen zieht Laher eine Parallele zu einer jüdischen Familie, die vor den Nazis aus Wien flüchtet und Asyl im Ausland erhält. Er erzählt in groben Zügen das Leben des 1938 noch sehr jungen Kurt, der als 85-Jähriger auf ein insgesamt doch glückliches, zumindest ereignisreiches Leben zurückblicken kann. Die Parallele allein reicht Ludwig Laher aber dann doch nicht, er lässt die Leben sich kreuzen; als hätte er die Trostlosigkeit seines Buches nicht ausgehalten, also wollte er den Leser am Schluss doch nicht in purer Tristesse sitzen lassen, gönnt er Jelena einen kleinen Hoffnungsschimmer in Form finanzieller Hilfe durch den greisen Kurt und in Person einer jungen Frau, die Jelenas Freundin wird. Das ist, wenn man etwa an die Durmisis oder an Ute Bock denkt, durchaus realistisch. Ein Elend ist es trotzdem.

(Bernd Schuchter, literaturhaus.at)

Ludwig Laher (...) ist ein uneitler Autor. Er verzichtet auf glanzvolle Metaphern und hohen Ton; dafür findet man bei ihm keine Stilblüten oder verrutschten Bilder, die bei manchem hochgejubelten Roman der Saison einfach dazuzugehören scheinen. Er hat ein sicheres Gefühl für die Sprache, einen Reißer aus dem Leben der (Provinz)Bobos könnte er jederzeit liefern, einen flotten Krimi sowieso. (...) Laher bewegt sich in seinem Schreiben immer nahe an sorgfältig recherchierten Fakten, die er in fiktionalisierten Geschichten präsentiert. (...) Jelenas Geschichte wird protionsweise in die Analyse des heimischen "Fremdenwesens" eingewoben, für die Ludwig Laher auch diesmal viel Mühe aufgewandt hat. (...) Am spannendsten sind vielleicht die Berichte des Richters aus der Innenperspektive der Gerichtsmaschinerie. "Als erkorene Verwalter, Deuter und Anwender" der Gesetze "haben die Rechtsschriftgelehrten allen Anlass, sich hervorgehoben unter den Sterblichen zu fühlen." Aber sie sind auch Menschen, wollen zumindest in der Regel ihr Rechtsempfinden mit den übernommenen (Staats)Aufgaben weitgehend synchronisieren. Das tut auch der von Laher befragte Richter, der sich keineswegs nur wohl fühlt in seiner Rolle, der Mängel sieht und eingesteht, der aber auch unglaublich naive oder einfach eurozentristische Verbesserungsvorschläge auf Lager hat.

(Evelyne Polt-Heinzl, Literatur und Kritik)

Ludwig Laher liefert mit diesem Buch eine äußerst präzise Beobachtung der kafkaesken Situation, in die Asylwerber geraten, wenn sie sich vor den Schranken der Asylbehörden wiederfinden: Egal, was der Antragsteller vorbringt, das System hat bereits eine Antwort, wieso genau das kein Grund ist, Schutz und Hilfe zu erhalten. Laher lässt eine Kosovarin - vergewaltigt, verfolgt und traumatisiert - als traurige Heldin an den Instanzen scheitern. So, wie in der Fabel vom Hasen und dem Igel. Doch der Roman ist bei weitem keine platte, einseitige Anklage gegen das Rechtssystem: Ebenso minutiös wird hier ein Richter am Asylgericht beschrieben, dem im Laufe seiner Arbeit immer bewusster wird, dass es hier nur vordergründig um Rechtsstaatlichkeit und Gerechtigkeit geht - weil das System und die die Gesetze beschließenden Politiker vorrangig auf vermeintliche politische Notwendigkeiten und populistisches Kalkül focussiert sind.

(Thomas Rottenberg, Servus TV)

Mit dem bemerkenswerten Buch "Verfahren" schaffte es Ludwig Laher auf die Shortlist des Deutschen Buchpreises. (...) Wobei Laher nicht einseitig erzählt und nacherzählt. Er lässt Juristen über die Problematik zu Wort kommen. Über die Tricks, mit denen Ausländer sich die Aufenthaltserlaubnis erschleichen wollen, über die Angst von Bevölkerungskreisen vor dem Einsickern krimineller Elemente - aber eben auch von der Unlogik und Willkür, mit der oft und oft gehandelt wird. Man könnte seitenweise aus dem Buch zitieren, das eine Mischung aus Protokollen, Gesprächs-Destillaten, Erzählungen der Betroffenen der Geschichte(n) im Erzählrahmen darstellt. Über verfahrene Verfahren im übertragenen Wortsinn. Am besten ist, es zu lesen. Man kann sich durch diese Roman-Doku ein präzises und bei aller Dichte umfassendes Bild der Problematik aus verschiedenen Perspektiven machen, das auf dem Boden der Objektivität steht.

(Reinhold Tauber, Oberösterreichische Nachrichten)

Ludwig Laher gibt einen literarischen Einblick in das Thema Asyljustiz und bleibt dabei unerwartet neutral, themensicher und poetisch. Ohne linksromantische Larmoyanz, aber mit der erfrischenden Verve einer realistischen Poesie, die das, was sie zu sagen hat, auch zwischen den Zeilen und durch die literarische Form sagen kann, kommt der Text in Bewegung. (...) Streckenweise liest sich der Roman als Schwarzbuch der Asyljustiz. Die Distanz zum Thema lässt der Autor aber nie schleifen und darin lässt sich der literarische Mehrwert des Buches finden. Die poetische Form Lahers ist Imitation, Zitation und Anverwandlung von Recherchematerial über das Asylthema. Sie zeigt sich aber auch in ihren mehrdeutigen und sprachbewussten Varianten, wie bereits im Titel „Verfahren“ deutlich wird.

(David C. Pernkopf, DrehPunktKultur)

Ludwig Laher entnimmt seine Romanthemen nicht den Hochglanzseiten des Lebens. (…) Dieser Autor geht dorthin, wo es weh tut! Mitunter auch dem Leser, der hier mit ungefilterter Realität konfrontiert wird. Wie kaum einer seiner Kollegen kommt Laher der Forderung Franz Kafkas nach: ‚Ein Buch muss die Axt sein für das gefrorene Meer in uns.‘ Im Roman ‚Verfahren‘ beschreibt der Autor die Knochenmühle der heimischen Asylbürokratie. (…) Verfahren wäre auch ein passendes Adjektiv zur heimischen Asyl-Situation. Stimme.

(Erich Demmer, Stimme. Zeitschrift der Initiative Minderheiten)

Der oberösterreichische Romanautor Luwig Laher hat in seinem neuen Roman „Verfahren“ das Verfahren der Collage gewählt, um Protokolle, dokumentarische Aufzeichnungen und literarische Reflexionen über aktuelle­ Asylverfahren miteinander zu verknüpfen. Ein anderes mehrdeutiges Wort ist „Ausgang“, den die Serbin Jelena Savicevic sucht, will sie ein ihr fremdes Gebäude verlassen. (...) Ludwig Laher lässt bei seinen Recherchen und Streifzügen durch das österreichische Asylwesen keinen Zweifel daran, dass der glückliche Ausgang eines Verfahrens die Ausnahme darstellt. Daher entlässt er auch die Leser nicht aus Beklemmung und Empörung.

(Peter Angerer, Tiroler Tageszeitung)

Jelena, eine Kosovo-Serbin, wird in ihrer Heimat Opfer von rassistischer Gewalt. Die traumatisierte Frau hofft nach zwei missglückten Selbstmordversuchen auf einen Neubeginn in Österreich. Ein vielschichtiges Buch. (...)

(ast, Journal Frankfurt: TOP 3 BÜCHER)

Ludwig Laher benennt in seinem neuen Roman "Verfahren" schon im Titel die Doppeldeutigkeit: aus juristischer Sicht das österreichische Asylrecht, das dem Leben einer jungen Kosovo-Serbin keine Chance läßt - verfahren Leben und alle Hoffnung, exakt recherchiert, beklemmend durch den Wahrheitsgehalt und die Nüchternheit der Darstellung.

(Brita Steinwendtner, SALZ)

Wie oft bei Laher geht es in diesem dokumentarischen Roman über eine kriegstraumatisierte Kosovo-Serbin, die in Österreich um Asyl ansucht, nicht um eine erfundene, sondern eine gefundene Geschichte. Penibel recherchiert und passagenweise das Amtsdeutsch übernehmend, zeigt das beklemmende Buch, wie in diesem Prozess aus einem Menschen ein AW (Asylwerber) und aus einem Leben eine Akte wird.

(Stefan Gmünder, DER STANDARD)

Was nicht immer gut geht, ist Ludwig Laher gelungen: Sein neuester Roman "Verfahren" bringt einen ambitionierten und vielschichtigen Text zu den Themen Migration und Asyl. Und den Beleg dafür, dass realistisches Erzählen funktionieren kann. (...) Mit "Verfahren" legt Ludwig Laher einen Text vor, der - im Gegensatz zur tagespolitischen Aktualität - von einer einseitigen Emotionalisierung der Migrations- und Asyldebatte Abstand nimmt. Selbst dem Asylrichter, der als Vertreter der Republiksinteressen auftritt, gelingt es, den Leser / die Leserin für sich zu vereinnahmen, seine rationale und fugenlose Argumentation als schlüssig erscheinen zu lassen. Es sind allerdings die Graubereiche in der alltäglichen juristischen Praxis und die in ihnen erzeugten Widersprüche und Zynismen, die der Roman herausarbeitet, ohne dass der Text moralisierend oder nur oberflächlich anklagend wirkt. Eine nüchterne Aufklärung darüber, wie die Prozesse ablaufen, macht Lahers gelungenen Beitrag zu einer notwendigen Kritik.

(Christoph Kepplinger, Volksstimme)

Ludwig Laher greift in seinen Romanen wirkliche Geschichten auf und transformiert sie literarisch. Nach Art einer Collage konstruiert Laher seine Erzählung aus Dokumenten und literarischer Reflexion. Seine Protagonisten – wie in diesem Fall die junge Jelena – sind Ergebnis langer Recherchen und setzen sich aus Elementen realer Personen zusammen, sind aber doch Kunstfiguren. Im Fall von „Verfahren“ erzählt Laher die Geschichte aus drei Perspektiven: einmal aus der Sicht Jelenas und einmal aus der des Richters am Asylgerichtshof. Die dritte Perspektive ist die Geschichte von Kurt, einem Wiener Juden, der zur Zeit des Zweiten Weltkriegs das Schicksal eines Asylanten erlebte. Die Sprache ist den jeweiligen Perspektiven angepasst und wechselt zwischen dem Laher eigenen protokollarischen Stil, angereichert mit Zitaten aus der Juristensprache, und einer einfühlsamen erzählenden Prosa. Ein aufwühlendes Buch über das Verhältnis des Einzelnen zu dem, was wir Rechtsgefüge nennen.

(Maria Fellinger-Hauer, KirchenZeitung)

Jedes Land ist gewollt oder ungewollt Spezialist für eine identitätsstiftende Besonderheit. Österreich ist (...) zuständig für die Bürokratie, weshalb seit Kaisers Zeiten die besten Beiträge der österreichischen Literatur in Form des Bürokratie-Romans gelingen. Ludwig Lahers "Verfahren" ist ein Bürokratie--Roman im besten Sinne, ausweglos grotesk, und in seiner schlimmen Zustandsbeschreibung sogar unterhaltsam. (...) Ludwig Laher erzählt mit vollem Herzblut von den Vorgängen rund um ein Asylverfahren. Die ganze Welt steht plötzlich auf dem Prüfstand, was ist wahr, was ist realistisch, was ist politisch korrekt? Alles ist im Fluss, und je genauer die Gesetzestexte werden, umso tödlicher werden sie.

(Helmuth Schönauer, Neue Südtiroler Tageszeitung)

Ludwig Lahers Geschichten entwickeln einen Sog, dem man sich nicht entziehen kann. Seit Jahren schon bereichert er die österreichische Gegenwartsliteratur um eine Stimme, die direkt zu unseren Herzen spricht. Wieder einmal wagte er sich an ein brisantes Thema, das unser Land beherrscht - eindringlich und tief bewegend, ohne Pathos und doch mit großem Einfühlungsvermögen erzählt er, was es manchmal bedeutet, Flüchtling zu sein. Glänzend ist es ihm gelungen, seine Kritik an der aktuellen Asylpolitik mit einem psychologischen Anspruch in Einklang zu bringen. Ein tiefgründiger und überwältigender Roman, mit unverstelltem Blick virtuos komponiert. Eine erschütternde und zugleich beeindruckende Lektüre, an die man immer wieder zurückdenken wird.

(Stanislav Struhar, Thalia Wien)

Schon in seinen früheren Büchern hat sich Ludwig Laher mit politischen Themen beschäftigt. Dafür recherchiert er aufwendig und sieht sich als Schriftsteller, der sich einmischen muss. (...) Laher erzählt nicht geradlinig, sondern gibt seine Geschichte nur in Teilen preis. Durch dieses stockende Erzählen wird aber der mühsame Prozess des Asylverfahrens anschaulich. Dabei differenziert er durchaus, denn es geht ihm nicht darum, eine erschütternde Geschichte zu präsentieren, sondern die Mechanismen und Sachzwänge offenzulegen.

(Nils Jensen, Buchkultur)

Die Figuren in Lahers "auf exakten Recherchen basierender Erzählprosa" sind nur halb fiktional, das kafkaesk ausweglose System analysiert er genau. Das Buch macht wütend. Laher schafft es, die Missstände differenziert darzustellen und Distanz zu einem Thema zu wahren, das ihn selbst sichtlich empört. "Verfahren" hat im Grunde nur eine Schwachstelle: Es werden wohl nur jene lesen, die ohnehin schon zornig über den Umgang mit "Fremden" in diesem Land sind.

(Dominika Meindl, Kulturbericht Oberösterreich)

Brillant recherchiert hebt der Autor eine Diskussion, die die Einzelschicksale, die hinter jedem Fall stehen, wegzuleugnen versucht, auf eine literarische Ebene. Ludwig Laher führt die Leserinnen und Leser an eine Biografie heran, wie sie bewegter nicht sein könnte - die Biografie einer Frau, die sich nichts sehnlicher wünscht als ein Leben ohne Schmerz, Verlust, Trauer und Verletzungen. Ein Leben, das nicht permanent durchkreuzt wird vom behördlichen Alltag und "politischen Notwendigkeiten". Dieses Buch lässt einen so schnell nicht wieder los und ist genau deshalb so notwendig!

(Kathrin Quatember, Kranich)

"Verfahren", so heißt ein neuer Roman des österreichischen Schriftstellers Ludwig Laher. Thema: Der Umgang der österreichischen Gesellschaft, der österreichischen Justiz mit dem Thema Asylwerber. (...) Es geht auch um das Thema Sprache und Justiz. (...) Ein tolles Stück Literatur.

(Günter Kaindlstorfer, Von Tag zu Tag, Österreich 1, ORF)

Nach mehrtägigen Vergewaltigungen (...) landet eine Kosovo-Serbin erst in der Psychiatrie, nach Selbstmordversuchen und ihrer Flucht nach Österreich schließlich in der Schubhaft und später im Asylantenheim. Ihren Spießrutenlauf durch die Instanzen und Behörden, wie auch ihr Schicksal und das ihrer Familie schildert der oberösterreichische Autor Ludwig Laher auf drastische Weise, voll Mitgefühl für die Frau und anklagend gegenüber einem unmenschlichen System, über das er lange und detailliert recherchiert hat.

(ORF-Bestenliste, Juli 2011, "Verfahren" auf Platz 7)

Ludwig Laher ist Spezialist für penibel recherchierte, dokumentarische Literatur. In "Verfahren", seinem aktuellen Werk, befasst er sich mit den beschämenden Unmenschlichkeiten des österreichischen Asylrechts.

(Hans Langwallner, Kronen Zeitung)

Ludwig Laher, der sich auch in diesem Buch wiederum zum Anwalt der Schwachen, der vom Schicksal Benachteiligten macht, jener, denen auf irgendeine Weise Unrecht widerfährt, zeigt auf, in welchen Fallstricken sich hierzulande Asylwerber verheddern können. Und es ist immer wieder auch die Sprache, die für viele von ihnen zum Stolperstein wird. Das Amtsdeutsch, das Laher zwischendurch anwendet, gibt auch dem Leser eine Ahnung davon, wie schwierig es für einen Fremden sein mag, sich in dem Paragrafendschungel des Asylrechts zurechtzufinden.

(u.k., Neues Volksblatt)

Laher hat aus einem gut recherchierten Fall mit veränderten Namen einen vielschichtigen, manchmal sogar spannenden Doku-Roman geschaffen, der dazu zwingt, sich mit den Dilemmata des europäischen Asylrechts auseinanderzusetzen. (…) Natürlichr ergreift Laher Partei, aber sein Roman ist dennoch eine differenzierte und nachdenkenswerte Anmerkung zur Lage. Die sachliche und manchmal protokollartige Sprache (teilweise verblüffend ähnlich den im Original zitierten Texten aus dem Verfahren!) trägt zu diesem Befund bei. Die (Nürnberger) Tageszeitung vom 25.1.2016 beweist die Aktualität von Lahers Fall: „seit über einem Jahr kämpft eine Albanerin, mit ihren Töchtern Asyl zu bekommen, sie fürchtet in ihrer Heimat Blutrache … zurück will Blerina in keinem Fall, mehrfach hat sie Suizidgedanken geäußert …“

(Wolfgang Reitzammer, cooltourist.de)

Lahers Buch ist ein Belöeg dafür, dass das österreichische Asylverfahren schon längst vom Ziel abgekommen ist, dem Ziel, Flüchtlingen Schutz zu gewähren. Jelenas Geschichte ist nicht nur ein bewegendes Einzelschicksal, Jelena steht stellvertretend für viele Menschen, die sich auf der Suche nach Schutz dem österreichischen Asylsystem ausgeliefert haben. Der Roman vermittelt die realen Problembereiche des Asylverfahrens verständlicher als viele Fachbücher.

(HF, asyl aktuell)

Am Beispiel der beiden eng verknüpften Geschichten der Asylwerberin Jelena, deren Hoffnung auf ein neues Leben in Österreich enttäuscht wird, und eines Richters am Asylgerichtshof, der sich eingezwängt fühlt zwischen politischem Druck, Personalmangel und Amtsmissbracuh, beschreibt Laher die Tragik eines unmenschlichen Asylrechts. (...) Laher überträgt die aktuelle Thematik in seinen neuen Roman, in dessen Mittelpunkt das Justizwesen steht - die Welt der Paragraphen und ihrer Anwendung.

(Sabrina Reiter, Tips)

Ludwig Laher hat einen beklemmenden Roman herausgebracht, der in die Abgründe des Asylwesens in Österreich führt. (...) Laher, der ein halbes Jahr recherchiert hat, mit Richtern, Anwälten und Asylwerbern gesprochen und korrespondiert hat, stellt, wie schon in seinen früheren Büchern (...), einfach alles auf die Bühne, lässt die Sprache(n) sprechen, und überlässt dem Leser das Urteil.

(Marcus Lindner, Wienzeile)

Ludwig Laher besticht mit seinem neuen Buch, weil er eines der brisantesten Themen, die unsere Gesellschaft betrifft, verarbeitet. (...) Diesem Buch seien möglichst viele LeserInnen zu wünschen.

(Hubert Hutfless, Das City Magazin)

Dem Autor ist wieder, wie seinerzeit mit "Einleben", ein psychologisch überzeugender, ebenso packender wie erschütternder Roman gelungen.

(Peter Vodosek, ekz.bibliotheksservice)

Er schreibt, sagt Ludwig Laher von sich selbst, "eine auf exakten Recherchen beruhende Erzählprosa", und seiner Arbeitsweise gemäß "finden sich in diesem Buch zahlreiche Bezüge zur Realität". Die Ergebnisse seiner Recherchen, die detaillierte Darstellung von Menschenschicksalen (von "Fällen", wie’s im Justizjargon heißt), denen hierzulande Asyl verweigert wurde, beeindrucken weit stärker als die auf eine feuilletonistische Erzähltechnik bauende literarische Qualität des Romans.

(David Axmann, Wiener Zeitung)

Für die junge Asylsuchende erweist sich das österreichische Asylverfahren als ein Feld mit vielen Fußangeln und Minen, auf die man treten kann. (...) Dem Autor gelingt es, mit seinem Roman ein erschreckendes Bild der Asylverfahren in Österreich zu vermitteln. Im Zusammenhang damit von Asyl-recht zu sprechen, gibt zu denken.

(Manfred Fischer, Braunauer Warte am Inn)

Schuld an der Entwertung des Asyls gibt Laher den Politikern, die permanent alles Fremdbezogene mit den Begriffen Asyl und Flüchtling vermischen. Um dies zu verdeutlichen webt Laher gekonnt in diesem Roman das Schicksal der jüdischen Wiener Familie Lippmann als roten Leitfaden mit ein. Laher nimmt die Aufforderung des einstigen Résistencekämpfers Stéphane Hessel mit seiner Streitschrift „Empört Euch!“ als Autor und Mensch ernst, es liegt an uns Bürgern, es umzusetzen. Sehr empfehlenswert für Schulen!

(Ingrid Reichel, etcetera)