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was hält mich
Gedichte
Göttingen 2015


80 Seiten, 13 x 21 cm
Hardcover mit Schutzumschlag


€ 18.90 (D); € 19.50 (A)
ISBN: 978-3-8353-1738-3
Wallstein

Zum Buch:

In den Gedichten seines neuen Buches nimmt Ludwig Laher die Sprache beim Wort und ihre Bestandteile auseinander, dreht sie und verdreht sie und macht so immer neue unerwartete Sinnschichten sichtbar. Kurz und konzentriert sind die meisten Gedichte, (Selbst-)Vergewisserungen, (Selbst-)Infragestellungen, Einladungen zu gemeinsamem Nachdenken und Nachspüren. Lahers Gedichte unternehmen Denkbewegungen. Sie sind ausbalancierte Momentaufnahmen, halten die Dauer fest und die Veränderung.

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"was hält mich" ist als einer von dreizehn Titeln und als einziger Lyrikband auf die Empfehlungsliste für den Evangelischen Buchpreis 2016 gesetzt worden.

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Kritikerstimmen:

Wir kennen Ludwig Laher vor allem als gesellschaftspolitisch engagierten Schriftsteller, als Autor halbdokumentarischer Romane und kritischer Essays. Weniger bekannt ist, dass Laher immer auch Gedichte geschrieben hat. Jetzt ist bei Wallstein in einer sehr ansprechenden Ausgabe der Lyrik-Band "was hält mich" erschienen. Politisches fehlt zwar auch in diesem Buch nicht völlig ("im wehrlosen herzen / der wehrhafte staat"), aber thematisch dominant ist es nicht. Impulsgeber, "Motiv" im ursprünglichen Wortsinn ist alltäglich Erlebtes, das innehalten lässt und zur Reflexion drängt. Ludwig Lahers lyrisches Verfahren besteht meist darin, dass er den konkreten Entstehungsanlass im Dunklen lässt. Der lyrische Text ist bei ihm meist das Ergebnis eines Abstraktionsprozesses. Lahers lyrischer Stil ist asketisch. Seine Gedichte sind reduzierte, extrem verdichtete Texte, formal streng, bisweilen pointiert und aphoristisch zugespitzt. Ein skeptischer Grundton ist erkennbar.

(Christian Schacherreiter, Oberösterreichische Nachrichten)

Österreicher ist auch Ludwig Laher. Mit "Bitter" hat er gerade einen lebensnahen Roman über einen oberösterreichischen Nazi und Massenmörder verfasst. Überhaupt schreibt er dokumentarisch über die Tragödien des 20. und 21. Jahrhunderts. Und manchmal scheint das in den Gedichten in "was hält mich" (...) schlaglichtartig auf, wenn er, zur Ruhe gekommen, Bilanz zieht. "eine nutzanwendung / des bedenkenswerten / in sonntagsreden / an jahrestagen / von unerhörtem / hat auszubleiben." Manchmal schließt er das Zeitfenbster, horcht in sich hinein und hinaus in die Umgebung. "in der luft liegt etwas / auf einer membran / an spannung." Dieses Gedicht ist so was wie das Programm des Lyrikers Laher, der gern die Sprache wörtlich nimmt und sie seziert und neu gruppiert.. Er sortiert sein Dasein, vergewissert sich der wichtigen Dinge. Es sind auch Aufschreie dabei, Bitten, die sich wie Liebesgedichte lesen, aber doch mehr sind, der Nachhall all des Mühens und Tuns und Schreibens: "halt mich bitte fest / wie wichtige gedanken / ich gehe sonst verloren / nicht nur dir auch mir".

(Stefan Rammer, Passauer Neue Presse)

Ludwig Lahers Gedichte sind sehr sprachorientiert gebaut und zeigen dabei überraschend filigrane und schwebende Bilder. Diese Lyrik lässt Interpretationsspielraum zu, ohne beliebig zu wirken.

(Nikolaus Scholz, ORF)

Mit der Weltlage hat sich der Oberösterreicher Ludwig Laher in Romanen wie „Verfahren“ oder „Bitter“ beschäftigt. Auch in seinen Gedichten nimmt er Stellung - und versucht, sämtliches störendes Beiwerk wegzulassen. „wer rüttelt da / an den grundfesten // wer schüttelt da / alle hemmungen ab // wer knüttelt da / die aufgebrachten nieder // wer macht sich da / einen reim darauf“. Kurz und prägnant sind seine Gedichte, die in dem Band „was hält mich“ (Wallstein Verlag) versammelt sind.

(Wolfgang Huber-Lang, Tiroler Tageszeitung)

Laher hat sich einen Namen als politischer Autor gemacht, als einer, der genau hinschaut, akribisch recherchiert und mit größter Sorgfalt an seine Themen herangeht. Seine Sache ist nicht das Fabulieren, er vertraut ganz der Sachlage und dem - allerdings stets kritisch unter das Brennglas seiner Reflexion genommenen - Wort. So sind seine Romane immer auch Sprachreflexiionen, so wie die meisten sehr kurzen, titellosen Gedichte seiner jüngsten Publikation regelrechte Sprachexerzitien sind, die, egal ob im explizit politischen oder im Natur- oder Liebesgedicht, die Wörter drehen und wenden und auf die ihnen zugrunde liegenden Abgründe hin untersuchen.

(Christoph Janacs, Literatur und Kritik)

Es verwundert nicht, dass sich jemand, der jahrein jahraus Partei ergreift, Stellung bezieht, zuweilen die Frage stellt, was ihn denn eigentlich antreibt. Diese und andere Fragen beantwortet der im vergangenen Dezember 60 gewordene Autor Ludwig Laher in seinem seit zwölf Jahren ersten Gedichtband „was hält mich“ (...) Die drei Motti, die Laher seinen Gedichten voranstellt, charakterisieren treffend die Texte. Elfriede Gerstls „mit allem / ist alles mit allem“ bringt die Suche nach den Beziehungen zwischen den Dingen zur Sprache; Ernst Meisters „Ich beruhe auf mir“ thematisiert die Autonomie des aufgeklärten Subjekts, das Laher verteidigt, und Maja Haderlaps „alles ist rand / und vergessen und übergang"  belegt sowohl die Nähe des oberösterreichischen Schriftstellers zu Menschen am Rand, die ja auch in allen seinen Romanen die Protagonisten sind, als auch sein Bewusstsein davon, dass selbst der autonome Mensch nicht absolut ist. Thematisch geht es in den Gedichten um Selbstreflexion, Sprache und Schreiben, Gesellschaft, Liebe und Natur. Laher wendet verschiedene Verfahrensweisen an; am auffälligsten ist der Einsatz von sprachlicher Reduktion und das durchaus ernste Spiel mit Permutationen. Er verzichtet weitgehend auf Mittel, die Gedichte schön klingen lassen wie Reim und regelmäßiges Metrum – Lahers Poetik ist stark rhetorisch geprägt. Er hält nicht hinter dem Berg, dass er etwas zu sagen hat. (...) Faszinierend ist, wie es Laher gelingt, vordergründig banale Aussagen mit dem Mittel des Verses von ihrer das Überdenken verhindernden Oberfläche zu befreien. (...) Gerade weil sich Ludwig Laher darum bemüht, falsche Phrasen zu enttarnen („ein schwacher trost / nach dem anderen / wird allen gespendet“) und dabei radikal (im Wortsinn) vorgeht, entfalten seine Gedichte eine Wirkung, die das Leben erträglicher macht.

(Helmut Sturm, literaturkritik.de)

In kurzen Gedichten verdichtet Ludwig Laher einfühlsam Gedanken und Beobachtungen. Er öffnet durch seine sprachlich virtuosen Wortspiele den Blick des Lesers für weitere Reflexionen und lädt ihn ein, seinen assoziativen Bildern nachzuspüren.

(evangelischerbuchpreis.de)

Lahers angestammtes und souverän beherrschtes Metier war zuletzt der sozialpolitisch engagierte Roman, wie jüngst „Bitter“, in dem er über einen NS-Massenmörder schrieb. Und doch: Laher veröffentlicht seit mehr als 30 Jahren Gedichte, aktuell unter dem Titel „was hält mich“. Seine 67 Gedichte in Kleinschreibung (vom Wallstein Verlag ansprechend gestaltet) setzt er sparsam und graphisch sinnstiftend auf je eine Seite. (...) Wer Laher genau liest, sieht, dass er auch in der Prosa stets besonderes Augenmerk auf das Material legt: die Sprache selbst. (...) Das Auseinanderklaffen von Sagen und Besagtem, das Flottieren des Sinnes führt ihn zur sprachkritischen Tradition in der österreichischen Literaturgeschichte: „wovon man nicht sprechen kann das lässt sich zerreden“. Bei aller Freude an Sprachspiel und Reflexion geht es Laher doch auch um eine politische Lyrik, die nicht hermetisch sein will. (...) Und auch das Zwischenmenschliche darf sein, wenn der geliebte Leib zur „fingerkuppenheimat“ wird.

(Dominika Meindl, Kulturbericht Oberösterreich)

In knapp siebzig Gedichten kommen Selbstzweifel, Abtasten der Umwelt, Sortieren der eigenen Absichten wie physikalische Grundgesetze zum Vorschein. (...) Die Gedichte sind knapp gehalten, als wollten sie eher an eine Wand projiziert werden als in einem Buch verschwinden, sie haben den Charakter von Sprichwörtern, Lebensweisheiten oder aber auch therapeutischen Notizen, mit denen jemand einen aufgekratzten Seelenzustand für nachforschende Überlegungen warm halten möchte. Die Gedichte tragen keine überflüssigen Überschriften, der erste Worteinsatz ist markant genug, um ihm Charakter und Zitierfähigkeit zu geben, wie sich an der Aufzählung im Inhaltsverzeichnis nachlesen lässt. (...) Natürlich wimmelt es nur so von Meta-Ebenen, Anspielungen und Sub-Tönen. Es wäre frech zu glauben, die Einfachheit des ersten Eindrucks ließe auf etwas Einfaches schließen, im Gegenteil, gerade in der Reduktion steckt die größte Verschränkung. (...) Ludwig Laher spricht die Leser an, indem er ihnen nichts schenkt. Nur wer sich mit sich selbst beschäftigt vermag die Auskunft, die in den Gedichten steckt, abzufragen. - Eine poetisch psychologische Form zur Selbsterkenntnis.

(Helmuth Schönauer, Lesen in Tirol)

Laher ist vor allem als Autor dokumentarisch-kritischer Romane bekannt. Das 1. Mal seit zwölf Jahren (...) gibt es von ihm wieder einen Lyrikband. in 67 reimlosen Gedichten begibt er sich auf Sinnsuche. Er stellt infrage, vergewissert sich, hört die leisen Töne der Natur, wendet sich an ein Du. Es sind Momentaufnahmen, auf das Äußerste verkürzt und komprimiert. (...) Spielerisch geht er mit den Wörtern um, findet aber eine Sprache, die in ihrer Bildhaftigkeit immer verständlich bleibt, dennoch nie in das Epigonale abgleitet. Gegenwartslyrik gilt Vielen als schwierig. Dieser schmale Band kommt jedoch für alle Bibliotheken in Betracht, die Freunde von Lyrik als Leser haben.

(Peter Vodosek, ekz-Informationsdienst)

Der Dichter, der sich "häuslich im Staunen" eingerichtet hat, lädt uns zum Mitdenken über die "selbstverschuldete Mündigkeit" ein, oder er zerlegt die Sprache in ihre Bestandteile, um neue Sinnschichten freizulegen. (...) Laher scheut sich auch nicht, sich selbst in Frage zu stellen, und bekennt freuimütig: "Ab und zu rate ich". Lahers Gedichte sind aufs Äußerste konzentriert und reimlos, ohne ungereimt zu sein. (...) Man bekommt auch nichts von der Mühe zu spüren, die Laher beim Dichten wie bei einer "Abtragsarbeit in einem Bergwerk" zu verspüren glaubt, sodass sich nur ausgesprochene Lyrikphobiker vor einem "Zeile für Zeile dem Wortgewordenen"-Annähern scheuen werden.

(Simone Klein, bibliotheksnachrichten)

Als Germanist beschäftigt er sich intensiv mit der Sprachform, was er als Lyriker unter Beweis stellt. In seinem neuen Gedichtband (...) gibt er auf 80 Seiten Einblick in sein lyrisches Werk. Seine insgesamt 67 Gedichte sind kurz und prägnant und Ergebnis eines Abstraktionsprozesses mit einem gewissen Hang zur Askese in der Wortwahl. Die einzelnen Gedichte sind reduziert, verdichtet und formal sehr streng ausgebildet. Es bleibt aber genug Interpretationsspielraum. Aufschreie, Bitten, schwebende Assoziationen, Liebesgedichte und auch Politisches. Weitere Themen sind Selbstreflexion, Sprache und Schreiben, Gesellschaft und Natur.

(literatur.report)

Kurz und konzentriert sind die meisten Gedichte, (Selbst-)Vergewisserungen, (Selbst-) Infragestellungen, Einladungen zu gemeinsamem Nachdenken und Nachspüren.

(planetlyrik.de)

Seine Gedichte sind meistens, wie auch in diesem Buch, reimlos und entfalten die Atmosphäre eines Selbstgesprächs. Sie zeigen ein konzentriertes, ruhiges Sprechen und ermöglichen das Nachdenken über die großen Fragen des Lebens. Ludwig Lahers Gedichte sind Befunde der Selbsterkundung, Vergewisserungsversuche in einer instabilen Welt, die der Autor knapp und präszise mit dem Ich in Beziehung setzt.

(Sabrina Reiter; Tips)

Ludwig Laher befreit sich in seinen Gedichten von lästigem Laubwerk, schiebt manche Widrigkeit von sich und dringt so in die Reinheit der Sprache vor. Es ist richtig zu spüren, dass sich hier jemand auf die Lyrik einlässt und dass er nicht erst seit kurzem, sondern schon lange ein Verbündeter der Worte ist. Trotz der stellenweise sehr dichten Verse, die mit Reduktion und Komprimierung bedacht gesetzt sind, (...) entstehen klare Botschaften und einfühlsame Bilder. (...) Ludwig Lahers Gedichte bieten präzise Beobachtungen, einfühlsame Stimmungsbilder, Natur und Ichbezogenes in einer schönen gebundenen Ausgabe.

(Rudolf Kraus, buecherschau.at)